Business Process Reengineering Definition

Business Process Reengineering (BPR), manchmal auch Business Reengineering, bezeichnet die Reorganisation bzw. Neugestaltung der geschäftlichen Abläufe in einer Organisation. BPR gilt umgangssprachlich auch als “Radikalkur für das Unternehmen”. Ziel ist dabei eine allgemeine Steigerung der Qualität.

Business Process Reengineering Erklärung

Dazu werden die Ablauf- und Aufbauorganisation hinsichtlich ihrer Orientierung an den Geschäftsprozessen analysiert. Insbesondere IT wird dazu genutzt, die Geschäftsprozesse neu zu organisieren und umfassende organisatorische Änderungen vorzunehmen. Dies hat das Ziel, die Anzahl der organisatorischen Schnittstellen zu minimieren. Der Geschäftsprozess (Kernprozess) wird zum zentralen Strukturierungskriterium der Organisation.

Es genügt dabei jedoch nicht, die Abteilungen zu reorganisieren und überkommene Abläufe zu optimieren. Vielmehr ist ein radikales Neugestalten der bestehenden Prozesse notwendig. Genau die Tätigkeiten, die im Zusammenspiel einen Wert für die Kunden schaffen. Grundlage von BPR ist daher eine konsequente Kundenorientierung.

Wann Business Process Reengineering sinnvoll ist

Immer wieder kommt es vor, dass Unternehmen in eine Notlage geraten, bei der radikale Maßnahmen nötig sind, um z.B. eine Insolvenz zu vermeiden. BPR fällt in diese Kategorie, der harten Ansätze. Es erweist sich als zielführende Methode, da der Ansatz nur das Kerngeschäft im Unternehmen befasst.

Sämtliche anderen Unternehmensprozesse und -bereiche werden auf den Prüfstand gestellt. Abhängig von dem jeweiligen Ergebnis gibt es hier Handlungsbedarf. Die entsprechenden Prozesse müssen dann optimiert und im Extremfall sogar aufgegeben oder ausgelagert werden. 

Bei diesen Maßnahmen stehen Kundenzufriedenheit und Kosten/ Qualität im Fokus. Hinzu kommt die Senkung der Prozesskosten als weiteres wesentliches Ziel – ein Grad der Verbesserung von ca. 30 Prozent gilt hierbei als Zielwert. Dank technologischer Entwicklungen und Softwareunterstützung ist es heute bedeutend einfacher, die kritischen Geschäftsprozesse zu optimieren:  smarte Tools bieten hilfreiche Analysen und Reports für eine objektive Entscheidungsgrundlage.

BPR Business Process Reengineering Methoden

Das Business Process Reengineering (deutsch) läuft im Wesentlichen in vier aufeinanderfolgenden Phasen ab. Nach dieser Definition von Michael Hammer und James Champy steht der Kunde im Mittelpunkt. Anzustreben ist eine Optimierung von mehr als 30% der Zielgrößen Qualität, Zeit, Kosten und Service.

Dabei handelt es sich um einen stetig fortlaufenden Prozess. So kann gewährleistet werden, dass die aufgestellten Ziele erreicht werden. Konkret fußt das Prinzip des Business Process Reengineering auf folgende “vier R”:

  • 1. Erneuerung (Renewing) – das Wissen der Mitarbeiter fördern und sie besser in die laufenden Prozesse einbinden
  • 2. Belebung (Revitalizing) – das Begutachten der Prozesse selbst inkl. Prozessanalyse
  • 3. Einstellungsänderungen (Reframing) – fundamentales Umdenken und das Aufbrechen der vorherrschenden Denkmuster
  • 4. Neugestaltung (Restructuring) – die neuen Prozessansätze werden im Unternehmen etabliert

Process Engineering ist eine radikale Umgestaltung der kritischen Geschäftsprozesse. In einer prozessorientierten Organisation ist es jedoch notwendig, die bestehenden Geschäftsprozesse zu reflektieren. Notfalls muss man hierbei zu radikalen Methoden greifen.

BPR historisch betrachtet

BPR war ein wichtiges Managementkonzept in den 80er und 90er Jahren. Es wurde von Michael Hammer und Thomas Davenport entwickelt.

Hammer benutzte das Wort Reengineering und gab den Chefs Prinzipien. Davenport benutzte das Wort Redesign und gab ihnen Ratschläge mit Prototypen, Simulationen und Tests.

Die Wirtschaft reagierte sehr positiv auf den von Hammer, Davenport und ihren Co-Autoren thematisierten Umbruch. Technologieanbieter wie SAP, JD Edwards, Oracle und PeopleSoft haben ihre Produkte beworben. Sie wurden als Lösungen für die Neugestaltung von Geschäftsprozessen angepriesen. Dadurch wurde BPR zu einer Multi-Milliarden-Dollar-Industrie.

BPR wurde beliebt, aber auch umstritten, da Veränderungen teuer und riskant waren. Die Hauptkritik an BPR war, dass zu viel Wert auf Technologie und Kostenreduzierung gelegt wurde. Die Auswirkungen auf Menschen und Unternehmenskultur wurden vernachlässigt.

In den 90er Jahren wurde das Wort Reengineering für zwei Praktiken verwendet. Diese Praktiken haben Unternehmen stark beeinflusst. Es handelt sich um Downsizing und Outsourcing.

Vor- und Nachteile von BPR

BPR ist eine recht aufwändige und radikale Umformung der Prozesse. Deshalb muss man sich diesen Schritt genau überlegen. Als Abwägungshilfe hierfür kann die nachfolgende Auflistung der Vor- und Nachteile dienen:

Vorteile

  • gesteigerte Kundenorientierung.
  • neue Informations- und Kommunikationstechniken.
  • die Prozesse werden als Ganzes betrachtet
  • Senkung der Kosten bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung
  • Ganzheitliche Betrachtung des Unternehmens inklusive der Einstellung der Mitarbeiter.

Nachteile

  • etablierte Strukturen müssen eventuell aufgebrochen werden
  • ggf. Personalabbau
  • ggf. Missmut unter den Mitarbeitern
  • BPR kann lange dauern – Erfolge erst spät zu erkennen.
  • nicht für jedes Unternehmen sinnvoll.

Sich auf die Umstellung im Zuge des Business Process Reengineerings einzulassen, ist ein großer Schritt. Er sollte gut überlegt sein, bietet aber für das Unternehmen sehr großes Potenzial.

Fazit

Aufgrund der genannten Risiken ist zu empfehlen, die Durchführung der Prozessmethode im Vorfeld detailliert zu prüfen. Das Business Process Reengineering ist eine radikale Methode, um Prozesse und Denkmuster des Unternehmens zu verbessern. Das vorhandene Potenzial der Organisation lässt sich freilegen und im Ganzen nutzen.

Möchten Sie BPR jetzt auch in Ihrem Unternehmen anwenden, sollte Sie es unbedingt mit anderen Methoden kombinieren. Verpackt in einem kompletten Prozess im Rahmen der Prozessoptimierung kann Ihnen das BPR viele Vorteile bieten.

Siehe auch:

Dokumente und Downloads:

  • keine Dokumente zum Download verfügbar.

Literatur: 

Quellen und Einzelnachweise:

Weblinks:

Wissendatenbank-Partner und Autoren:

Autoren:

  • Michael Durst (Xing-Profil)
  • Sascha Hertkorn
  • Christopher Eischer
  • Nico Schweisser