DER PROZESSMANAGER: Seit knapp fünf Jahren sind Sie nun als Produktmanager im Bereich BPM Software im Einsatz. Dementsprechend konnten Sie die letzten Entwicklungen hinsichtlich des steigenden Interesses an Prozessmanagement live verfolgen. Wir sind nun gespannt auf Ihre Einschätzung:
Welchen Stellenwert wird Prozessmanagement in den nächsten Jahren, v.a. beim deutschen Mittelstand, einnehmen?
Jens Martin: Prozessmanagement als Schlagwort wird mit viel Aufwand und schwergewichtigen Lösungen verbunden. Es braucht heute jedoch smarte Begleiter im Arbeitsalltag, die einen nicht vor Herausforderungen stellen, sondern Arbeit abnehmen.
Man muss agil, schnell und einfach handeln können. Bei kleineren Unternehmen ist das sicherlich noch wichtiger als bei großen. Ich glaube, dass Prozessmanagement in Unternehmen und somit auch beim Mittelstand vor allem in den Alltag der Mitarbeiter etabliert werden muss. Es braucht Lösungen, die die Unternehmensziele wirklich erreichbar gestalten, also etwa Kosteneinsparung, Qualitätssteigerung und Kundenzufriedenheit ermöglichen.
Dabei müssen sich die Lösungen leichtgewichtig in das Umfeld der Mitarbeiter integrieren. Unser Ansatz, lean an die Sache heranzugehen und dem Nutzer beim durchlaufen des Prozesses unter die Arme zu greifen, ist der erste Schritt in die richtige Richtung.
DER PROZESSMANAGER: Mit “Bpanda” wurde vor rund zwei Monaten ein neues cloud-basiertes Prozessportal für kollaboratives Prozessmanagement auf den Markt gebracht. Nun wurde das Produkt sicherlich schon von einigen Personen getestet. Wie fällt bislang die Resonanz aus?
Jens Martin: Begonnen hat alles vor rund drei Jahren, als wir das Prozessportal Bpanda – damals noch smartfacts BUSINESS – erschaffen haben. Seitdem haben wir sehr viele kleine und auch große Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen für uns gewinnen können.
Insbesondere mit der klaren Differenzierung zu unserem anderen Cloud-Produkt Smartfacts hat uns das Rebranding zu Bpanda zusätzliche Aufmerksamkeit beschert. Die Resonanz war von Beginn an sehr positiv! Wir bekommen sehr viel Zuspruch für unseren Ansatz, den Prozessnutzer in den Mittelpunkt zu stellen.
Uns fällt dabei auf, dass sowohl bei kleinen als auch großen Unternehmen ein Umdenken stattfindet. Prozesse sind nicht für den staubigen Aktenschrank gedacht, sondern für effiziente und gut abgestimmte Arbeitsabläufe im Unternehmen.
Ob man mit einer einfachen textuellen Beschreibung beginnen möchte oder eine vollumfängliche Modellierung eines Prozesses benötigt, mit Bpanda kann man Prozessmanagement im Unternehmen wirklich pragmatisch angehen und leben.
DER PROZESSMANAGER: Auf dem Markt bestehen bereits einige Prozessportale. Deshalb die Frage: Was unterscheidet “Bpanda” von den bereits bestehenden Lösungen? Wie hilft das Software-Tool dabei die Digitalisierungsstrategie von Unternehmen umzusetzen?
Jens Martin: Gerade, weil es auf dem Markt eine so große Anzahl an Prozessportalen gibt, ist die Situation so interessant. Während sich die anderen in Feature-Schlachten begeben, um den Kunden über die Entscheider noch eine Lizenz abzuringen, versuchen wir es von einer anderen Seite: Wir möchten den Endanwender überzeugen. Wir wollen über das Prozessmanagement mit unseren Kunden nachhaltig ihre Ziele erreichen und den Nutzern nicht nur irgendein Tool verkaufen.
Schließlich bedeutet Digitalisierung für die Unternehmen disruptive Veränderungen in vielen Bereichen. Mehr denn je werden für diese Veränderungen klare und gut kommunizierte Prozesse benötigt, sodass am Ende der Kunde profitiert.
Deshalb steht auch beim Prozessportal Bpanda der Kunde im Mittelpunkt.
DER PROZESSMANAGER: Die MID GmbH bietet neben “Bpanda” drei weitere Tools an: “Innovator”, “Smartfacts” und “Toolbus”. Was unterscheidet diese voneinander?
Jens Martin: Mit den Werkzeugen bieten wir unseren Kunden ein unschlagbares Angebot an Dokumentations- und Modellierungspower. Dabei bieten die Werkzeuge auch unterschiedliche Funktionalitäten: Bpanda steht zum Beispiel für ein leichtgewichtiges Prozessmanagement.
Man kann schnell starten und bekommt seine Prozesse zuverlässig an den Nutzer. Innovator deckt neben der Prozessmodellierung noch weitere Bereiche wie EAM, UML oder BI ab. Diese Bereiche lassen sich im Innovator miteinander verknüpfen und ganzheitlich abbilden.
Sollen die umfänglichen Konstrukte aus dem Innovator dann mit der bestehenden Toollandschaft vernetzt werden, wird also eine Publikationsplattform benötigt, dann kommt Smartfacts als hoch integratives Werkzeug ins Spiel. Interessant ist Smartfacts deshalb auch, wenn zusammenhängende Daten analysiert und verwaltet werden müssen, z.B. im Bereich Systems Engineering.
Unser Toolbus kommt schließlich immer dann zum Tragen, wenn Kunden von einem anderen Tool umsteigen und ihre bestehende Dokumentation konvertieren möchten. Wir sind sehr stolz darauf, unseren Kunden hier ein extrem breites Portfolio an unterstützenden Tools anbieten zu können. Unsere Beratungs- und Akademieleistungen runden das Angebot ab.
Wir stellen unsere Kunden in den Mittelpunkt und nehmen sie entsprechend an die Hand – somit stellen wir sicher, dass jedes Projekt ein Erfolg wird.
DER PROZESSMANAGER: Als aktueller Trend hinsichtlich der Prozessoptimierung in Unternehmen kristallisiert sich die disruptive Technik des Process Mining heraus. Wie beeinflusst dieser Trend die Weiterentwicklung von “Bpanda”?
Jens Martin: Wir sind überzeugt, dass Process Mining bereits in den Köpfen der Mitarbeiter in Unternehmen beginnt und nicht erst bei der Integration von Systemen und dem Anzapfen von Datenbanken. Prozesse werden in Unternehmen oftmals ganz anders gelebt, als sie dokumentiert sind.
Aus Sicht der Verantwortlichen ist das zwar nicht schön, aus Sicht der Mitarbeiter aber vielleicht notwendig, um den Prozess im Sinne des Kunden abzuschließen. Ursache für die Abweichung zwischen gelebten und dokumentierten Prozessen ist oftmals ein fehlender Einblick in die konkreten Sachverhalte.
An dieser Stelle setzt unser neues Feature „Jobs“ an. Wir setzen damit die Vision um, die täglichen Prozesse, auf Basis der Dokumentation vom Mitarbeiter leben und gleichzeitig dokumentieren zu lassen. Werden Arbeitsschritte ausgelassen, in einer anderen Reihenfolge abgearbeitet oder sogar neue Schritte hinzugefügt, ist dies möglich.
Wir sehen das nicht als Willkür, sondern als Chance, endlich Einblicke in die wahre Welt der gelebten Prozesse in Unternehmen zu bekommen. Durch die damit verbundenen Daten öffnen sich komplett neue Ansätze der Analyse- und Optimierungsmöglichkeiten. Aus unserer Sicht bietet Process Mining hier große Chancen.