DER PROZESSMANAGER: Hallo Herr Dr. Krings, seit Anfang Januar sind Sie bei der intellior AG im Vorstand. Davor waren Sie selbst mehrere Jahre als Berater tätig.Wie unterscheidet sich Ihr Vorstandsalltag bislang vom Berateralltag?

Dr. Kai Krings: Das kommt sehr auf die Perspektive an. Einerseits kaum, ich setze in beiden Rollen meine ganze Energie für die beste Lösung ein. Andererseits deutlich, weil ich in der Führungsrolle wieder das ganze Spektrum an Themen, Entscheidungen und Verantwortung habe, wo ich in der Beraterrolle gegenüber den Kunden im Wesentlichen empfehlen und begleiten konnte.

In beiden Rollen treibt mich die Überzeugung an, dass Erfolg nur durch wirtschaftliche Kundenorientierung und eigenverantwortlich mitdenkende zusammenarbeitsfähige und hoch motivierte Mitarbeitende möglich ist. Es geht im doppelten Wortsinn aber auch immer um „einfach machen“.

DER PROZESSMANAGER: Sie sind bereits seit über 20 Jahren im Prozessmanagement tätig. Was begeistert Sie besonders an dem Thema?

Dr. Kai Krings: Es ist die verblüffend einfache Logik, dass jede Leistung für unsere Kunden immer über Prozesse und verantwortliche Mitarbeitende erbracht wird. Und dass dazu die Prozesse über Abteilungsgrenzen, Hierarchiegrenzen und häufig sogar über die Unternehmensgrenzen im Sinne der Strategie richtig und bis zum Kunden gedacht und vor allem gesteuert werden müssen.

Dabei ist es wie mit der „Sehnsucht nach dem Meer“ – ist einmal die Notwendigkeit von Prozessverantwortung verinnerlicht, wird diese je nach Geschäftsmodell, externen Anforderungen und Dynamik mit einem spezifischen Maß an Prozessorientierung und den passenden Methoden und Werkzeugen leidenschaftlich umgesetzt. Diese „Sehnsucht“ zu erzeugen und mit den jeweiligen Management-/ Projektteams in das unternehmensspezifische Zielbild und ein Vorgehen inkl. der notwendigen BPM Governance umzusetzen, ist immer wieder ein spannender Prozess und ein wichtiger Startpunkt für eine wirksame Umsetzung.

Mit den Leistungen der intellior AG unterstützen wir diese Veränderungen in bester Weise; unser Slogan “Prozesse Einfach Besser” ist dabei Anspruch und Nutzenversprechen gleichermaßen.

DER PROZESSMANAGER: Was hat sich in den letzten 20 Jahren im Prozessmanagement geändert? Wie hat sich Ihre Arbeit als Prozessmanager verändert?

Dr. Kai Krings: Nach meiner Wahrnehmung unterscheiden sich die Treiber, die Werkzeuge/Methoden und die Durchdringung sowie die Professionalisierung. Aus einer Produktivitäts- und Outputfokussierung wurde ernstgemeinte, weil überlebenswichtige Kundenfokussierung mit kluger Prozessharmonisierung und -automatisierung.

Methoden wie Customer Journey Management stärken über die identifizierten Touchpoints eine kundenfokussierte Prozessausrichtung. Immer häufiger geht es auch um die Weiterentwicklung von Geschäfts- und Prozessmodellen mit und durch Digitalisierung.

Nicht zuletzt erzeugen auch die GRC-Themen einen zusätzlichen Sog, weil diese ganzen Vorgaben und Gesetze im Sinne einer rechtswirksamen Absicherung mit den Aufgaben und Verantwortlichkeiten in Bezug gebracht werden müssen.

Notwendig ist und bleibt die Unterstützung der Steuerung, Durchführung und Compliance von komplexen Prozessen durch integrierte Managementsysteme, Human Workflow Management und die faktenbasierte Weiterentwicklung und Verbesserung durch Datenanalysen/Process Mining.

Last but not least geht es um das konsequente Leben der notwendigen führenden und ausführenden Rollen, die heute differenzierter und professionalisierter sind bzw. werden. Und um eine Befähigung und Ermächtigung aller Beteiligten zur kontinuierlichen Verbesserung durch die Integration von Lean Management und agilen Methoden, um nur einige Beispiele zu nennen, wie sich Perspektiven und das notwendige Handwerkszeug verändert haben.

DER PROZESSMANAGER: Laut aktuellen Studien werden in den nächsten Jahren durch die Folgen der Digitalisierung etwa 70 Prozent der traditionellen Arbeitsplätze wegfallen. Auch das Prozessmanagement wird von diesem Wandel nicht verschont. Was denken Sie, wie sich der Beruf der Prozessmanager/in verändern wird?

Dr. Kai Krings: Die für eine solche Rationalisierung notwendigen Produktivitätssprünge, mutmaßlich durch Vernetzung, Internet of Things und Künstliche Intelligenz müssen wir erst noch schaffen. Experten sehen eine Zeitspanne von 10-20 Jahren.

Aber es werden bereits ganz sicher in den nächsten 5-10 Jahren viele einfache Routineaufgaben wegfallen, die regelbasiert, schnell und fehlerfrei automatisiert werden können. Prozessmanager und Prozessmanagementberater werden noch für viele Jahre für die Gestaltung und Umsetzung notwendig sein.

Sie müssen sich aber ebenfalls weiterentwickeln und werden erst mit deutlichem Versatz weniger benötigt. Im Umfeld digitalisierter Prozesse werden wir keine aufwändigen Ist-Prozess-Aufnahmen durchführen, sondern die Redokumentation über Process Mining nutzen und auf eine faktenbasierte Verbesserung aus Data-Analytics fokussieren. Möglicherweise werden dedizierte Prozess- und People Manager heutige traditionelle Führungsrollen ersetzt haben.

DER PROZESSMANAGER: Im Herbst 2018 hat Prof. Dr. Gadatsch von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg über die Zukunft im Prozessmanagement referiert. Dabei hat er zwei Kernthesen zur Entwicklung gegeben. Eine davon lautet: Prozessmanagement wird zum Digital Business Management. Er begründet dies durch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Wie stellen Sie sich Prozessmanagement allgemein in 15 Jahren vor?

Dr. Kai Krings: Die erste Kernthese habe ich ja bereits bestätigt, wobei dies gerade kleinere Unternehmen bzw. Zulieferunternehmen häufig sehr schwerfällt. Für alle Unternehmen und das Prozessmanagement werden die notwendigen “soft-facts”/ nichttechnischen Veränderungen, also alles was die beteiligten Menschen angeht, die größten Herausforderungen beinhalten.

Für uns als Hersteller und Lösungsanbieter bedeutet das ebenfalls große Veränderungen, weil sich Anforderungen an BPM Lösungen, deren Handhabung sowie die Einführungs-Unterstützung stark wandeln. Darauf bereiten wir uns sehr intensiv vor: mit einer konsequenten Prozessorganisation bei Intellior und technologischen Innovationen von Aeneis. Auch dabei ganz nach unserem Motto: Prozesse – einfach – besser, um uns und unsere Kunden noch erfolgreicher zu machen.

DER PROZESSMANAGER: Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Dr. Krings und viel Erfolg bei Ihren neuen Tätigkeiten.

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Die intellior AG mit Sitz in Stuttgart ist mit der Software Aeneis, Beratung und einem großen Partnernetzwerk ein führender BPM-Lösungsanbieter. Erhalten Sie jetzt alle weiteren Informationen in unserer Unternehmensübersicht

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