DER PROZESSMANAGER: Herr Meier, Sie sind seit 2007 Vorstand und CTO der Method Park Software AG, einem global agierenden Anbieter von Consulting- und Engineering-Dienstleistungen mit eigener Prozessmanagement-Software. Ihr Unternehmen ist mit „Stages“ unter den TOP 30 im Software Radar 2019 und der schnell wachsende Verbreitungsgrad dieses BPM-Tools im Umfeld der Medizin- , Automobil- und Luftfahrttechnik ist beachtlich.

Werden Sie der Konkurrenz in diesem und in den kommenden Jahren in diesen Branchen weiterhin das Fürchten lehren?

Erich Meier: Das werden wir tun, ja. Wir haben in den letzten Jahren ein richtig gutes Wachstum hingelegt und sehr viele Neukunden hinzugewonnen. Als traditionell deutsches Unternehmen sind wir stark in der Automobiltechnik unterwegs. Mit dem guten Ruf, den wir uns im Heimatmarkt erarbeitet haben, konnten wir uns auch auf dem asiatischen Kontinent etablieren. Das Gleiche tun wir auf der anderen Seite der Welt – in Nordamerika. Hier zählen General Motors, Ford und Fiat Chrysler zu unseren Kunden. Aktuell sind wir hier auch sehr stark im Luftfahrtbereich tätig. So arbeiten wir beispielsweise mit Lockheed Martin, Honeywell Aerospace und Collins Aerospace zusammen. Das sind alles große Unternehmen mit einem komplexen Engineering-Bereich und entsprechend aufwändigen Produkt-Entstehungsprozessen.

Genau diese Prozesse verstehen wir und können deshalb nicht zur das „Stages“-Werkzeug, sondern auch die entsprechende Prozesserfahrung bieten. Mit unserem Know-how helfen wir unseren Kunden, diese besondere Komplexität in der Produktentwicklung zu beherrschen. Ich denke, hier haben wir unseren größten Vorteil. Aus Technik-Sicht haben wir mit der neusten Version Stages V7 einen Quantensprung gemacht. Stages hat damit die neueste Online- und Webtechnik an Bord und ist auf Desktop, Tablet und Smartphone gleichermaßen bedienbar. Damit können unsere Kunden mobil arbeiten – wo immer sie wollen – und Stages damit in völlig neuen Bereichen einsetzen.

DER PROZESSMANAGER: In den vergangenen Monaten haben wir viele Experten-Interviews geführt und Digitalisierung wurde immer wieder als einer der Gründe für den Wachstumsmarkt Prozessmanagement genannt. Es wurde sogar behauptet: „Digitalisierung ist Prozessmanagement“.

Was bedeutet das für die weitere Entwicklung von „Stages“? Darf man neue Ansätze, Features und Innovationen aus dem Umfeld von Process Mining und RPA erwarten?

Erich Meier: Für uns ist die digitale Transformation auch der größte Wachstumstreiber, ganz klar! Wir sehen, dass sich viele unserer Kunden komplett neu aufstellen müssen. Beispiel in der Automobilindustrie: Die Hersteller müssen weg vom Verbrennungsmotor. Und außerdem sehen wir völlig neue Wertschöpfungsketten: Die Anbieter verkaufen in Zukunft Mobilität und keine Autos mehr. Das heißt, unsere Kunden stehen hier vor dramatischen Umbrüchen. Bei diesen Transformationen können wir sie optimal unterstützen.

Die Aussage “Digitalisierung ist Prozessmanagement” unterschreibe ich zu 100 Prozent. Denn: Die Auswirkung von vernetzten Systemen auf den Produkt-Entstehungsprozess ist noch gar nicht komplett abzusehen. Internet of Things, Big Data, lernende und autonome Systeme: Unsere Kunden haben gerade erst angefangen, dies genau zu verstehen.

Wir helfen ihnen sich neu aufzustellen, komplett neue Produkt-Entwicklungsprozesse zu entwerfen – und diese vor allem einfach zu gestalten, um diese immense Komplexität beherrschbar zu machen. Das ist uns wichtig.

Themen wie Big Data, RPA und Process Mining sind für uns ebenfalls von Interesse, aber aus einem etwas anderen Blickwinkel als dem eines typischen BPM-Tool-Herstellers. Im Entwicklungsbereich ist Process Mining eine große Herausforderung.

Ein BPM-Prozess, der täglich tausendmal mehr oder weniger gleich abläuft, ist leichter zu erkennen und zu automatisieren. Im Entwicklungsbereich jedoch laufen fast alle Prozesse niemals genau gleich ab. Ein Standardprozess wäre im Entwicklungsbereich eher schädlich als wertsteigernd. Wir müssen mit einer Vielzahl von Varianten und Freiheitsgraden arbeiten. Deshalb sind an dieser Stelle andere Arten von digitalem Lernen bzw. von AI notwendig.

Ganz klar: Auch hier werden wir vorne mit dabei sein.

DER PROZESSMANAGER: Sie sind nun schon seit einigen Jahren CTO bei Method Park und haben Ihren Karriereweg dort auch als Consultant begonnen.

Wie haben Sie Ihre Vorgesetzten damals überzeugt Sie als Consultant einzustellen und welche Qualität muss heute ein Prozessberater haben?

Erich Meier: Als ich bei Method Park angefangen habe, bekam ich von Bernd Hindel, dem CEO und Firmengründer, den Auftrag, aus einer vagen Idee ein Produkt zu entwickeln. Bevor ich zu Method Park kam, hatte ich zusammen mit Kollegen an der Universität ein webbasiertes Informationssystem gebaut, das sich gut verkauft hat. Von diesem Wissen über webbasierte Informationssysteme zehre ich noch heute. Das zeigt, dass ein Prozessberater heutzutage mehr als nur Prozesse verstehen muss. Er muss seine Kunden verstehen.

Das kann z.B. Know-how im Komponentenbau der Automobilindustrie bedeuten oder Wissen über Faktoren, die Firmen in der Medizintechnik bewegen, oder auch wie man eher traditionell eingestellte Luft- und Raumfahrtunternehmen dabei unterstützt, nach über 30 Jahren etablierter Produktentwicklung neue Wege einzuschlagen.

Dieses Verständnis um die Domänen der Kunden ist für mich ausschlaggebend. Prozesswissen kann ich mir quasi anlesen. Dieses Wissen im Kundenkontext anzuwenden ist der Mehrwert. Es geht nicht darum, für Kunden Prozesse zu modellieren. Es geht darum, die Kunden so zu beraten, dass sie die für sie richtigen Prozesse optimal modellieren können.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Viele andere Anbieter von Prozesswerkzeugen setzen auf BPMN (Business Process Model and Notation). BPMN ist ideal, um Prozesse zu definieren, die man immer wieder auf die gleiche Art in einem Workflow ausführen will. Nun laufen aber in der Produktentstehung Prozesse niemals genau gleich ab und sind zu 70-80% nicht durch einen Workflow automatisierbar. Wir haben deshalb in Stages nur die Teile von BPMN übernommen, die für das Verstehen und Anwenden von Prozessen wichtig sind, und auf die Ausführungsaspekte bewusst verzichtet.

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Damit sind unsere Prozesse viel einfacher zu modellieren und vom Endanwender leichter zu verstehen. Ähnlich sind wir mit den 6-Sigma-Methoden vorgegangen, auch dort haben wir nur bestimmte Aspekte herausgepickt, um es für Anwender so einfach wie möglich zu halten.

Als Resultat haben wir viele Kunden, die in ihrer Produktentwicklung vorher mit Tools wie ARIS oder Notationen wie BPMN gearbeitet haben und jetzt auf Stages umstellen. Der Ausschlag war auch hier weniger unser Prozess-Know-how, sondern vor allem unser Wissen, wie der Markt und die Prozesse unserer Kunden funktionieren.

DER PROZESSMANAGER: In 2017 wurde eine Niederlassung in Pittsburgh, USA eröffnet und als CTO verantworten Sie natürlich auch die Digitalisierung der Prozesse bei Method Park.Wie sieht Ihr Prozessmanagement aus? Setzen Sie Stages inhouse ein?

Erich Meier: Selbstverständlich! Wir haben Stages schon immer mit Stages entwickelt. Noch vor dem Release der Version 1 hatten wir unsere Prozesse bereits mit Stages definiert – damals noch unter anderem Namen. Wir haben schon immer unsere eigenen Erfahrungen in unser Werkzeug einfließen lassen. Ohne die kontinuierliche Anpassung unserer eigenen Prozesse wären wir gar nicht lebensfähig. Es ist für uns genauso wichtig, unsere eigenen Prozesse zu optimieren wie die unserer Kunden.

Method Park ist seit der Firmengründung 2001 kontinuierlich gewachsen. Am Anfang waren es 15 Mitarbeiter – ich war Nummer 16. Heute haben wir fast 200 Kolleginnen und Kollegen weltweit. Wir mussten das Unternehmen immer wieder umstrukturieren, um auf dieses Wachstum – einerseits bei unseren Mitarbeitern, andererseits auch bei unseren Kunden – zu reagieren.

Unsere ersten Kunden waren die deutschen Automobilzulieferer. Extrem stolz bin ich hier auf unsere Fähigkeit, über lange Zeiträume hinweg mit Kunden zusammenzuarbeiten. Konzerne wie Bosch, Continental oder ZF setzen bereits seit 2003 oder 2004 auf Stages. Mehr noch: Sie haben uns geholfen, in ihrem Umfeld neue Kunden für uns zu generieren. Wir sind mit ihnen gewachsen und sie halten uns nach wie vor die Treue. Wir haben unglaublich von ihnen gelernt und sie lernen jetzt von uns. Diese Verbindung macht uns stark und bringt uns voran.

Stichwort Internationalisierung: Hier setzen wir auf gut ausgebildetes Personal, sowohl in unseren Niederlassungen als auch bei unseren Distributionspartnern. In Nordamerika arbeiten wir mit eigenem Personal. In Asien haben wir leistungsfähige Partner gefunden, die mit Stages außerordentlich schnelle Erfolge liefern, da sie die dortigen Märkte und Kunden sehr gut kennen. Wie bereits gesagt, muss man diese Dinge tiefgreifend verstanden haben, bevor man mit einem BPM-Tool wie Stages erfolgreich ist.

Mittlerweile haben wir Kunden auf der ganzen Welt. Viele davon aus den Fortune 500. Wir stürzen uns regelrecht auf die Großen. Ich persönlich bin der Meinung: Wir haben die besten Kunden!

Vielen Dank Herr Meier für die Einblicke in die Zukunft von Stages und den Einblicke Ihre Arbeitswelt. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg im dynamischen Prozess-Umfeld!

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