Andreas Naef ist Senior Consultant und Managing Partner bei der Beetroot AG, einem unabhängigen Schweizer IT-Beratungsunternehmen. Als Informatiker, Organisator und Total Quality Manager ist er seit rund 20 Jahren in den Bereichen Projekt-, Geschäftsprozess und Change-Management tätig.

DER PROZESSMANAGER: Neben Ihrer Tätigkeit bei der Beetroot AG als Senior Consultant und Managing Partner betreiben Sie einen Prozessmanagement Blog. Warum bloggen Sie Prozessmanagement?

Andreas Naef: Im Jahr 2012 habe ich begonnen, mich intensiver mit dem Thema Prozessmanagement zu beschäftigen. Damals habe ich festgestellt, dass es im Internet zwar sehr viele einzelne Fachbeiträge zum Thema Geschäftsprozessmanagement gab, aber keine Seiten, die diese zusammenführt und konsolidierte – zumindest nicht im deutschsprachigen Raum. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, meinen eigenen Blog zum Thema Prozessmanagement zu führen, um die Themen, an welchen ich arbeitete, zu sammeln und zu konsolidieren. Niemals hätte ich jedoch gedacht, dass mein Blog so große Beachtung findet und ich durch diesen mit so vielen Menschen in Kontakt komme.

DER PROZESSMANAGER: “Die digitale Transformation ist für den Geschäftserfolg unerlässlich. Ihre Umsetzung gelingt jedoch nur mit dem richtigen Change Management”, so behaupten Sie auf Ihrem Blog. Was bedeutet digitale Transformation für Sie? Was sind die wichtigsten Rahmenbedingungen oder Faktoren, die den Erfolg der digitalen Transformation eines Unternehmens bestimmen?

Andreas Naef: Unter digitaler Transformation verstehe ich die durch Informationstechnologien ausgelösten Veränderungsprozesse in Unternehmen und Organisationen. Die digitale Transformation adressiert nicht die digitale Abbildung von analogen Prozessen. Vielmehr geht es darum, Dinge neu und „digital first“ zu denken. Dies hat das Potenzial, nicht nur Organisationen, sondern die ganze Gesellschaft tiefgreifend zu verändern.

Die digitale Transformation beginnt im Kopf. Eine Schlüsselrolle spielt das “Digital Mindset” von Managern und Mitarbeitern – eine Unternehmenskultur, die eine digitale Transformation erst möglich macht. Eine Unternehmenskultur, die Digitalisierung als Chance und Notwendigkeit betrachtet und nicht als Modephänomen oder gar als Arbeitsplatzvernichter.

DER PROZESSMANAGER: In einem Artikel schildern Sie wie sich das traditionelle Change Management auf den Digitalisierungsprozess übertragen lässt. Was ist der Unterschied zwischen dem traditionellen Change Management und dem digitalen Change Management?

Andreas Naef: Das traditionelle Change Management ist ein linearer Prozess – ein schrittweiser Ansatz mit Anfang, Mitte und Ende. Im Gegensatz zu klassischen Change Prozessen ist der Wandel in der digitalen Transformation ergebnisoffen und ohne zeitlichen Endpunkt. Neben dem technologischen Wandel geht es ebenso sehr um die Entwicklung digitaler Strategien, neuer kollaborativer und agiler Strukturen und einer entsprechenden Unternehmenskultur.

“Change Management ist entscheidend über den Erfolg der digitalen Transformation im Unternehmen!”

Das heißt auch, dass die Veränderung sich verändert. Klassische Change-Modelle, bei denen ein Zustand in den nächsten überführt werden sollen, sind obsolet. Transformation wird zum Dauerzustand. Die Aufgabe ist es, allen Stakeholdern den Sinn dieser Veränderungen zu vermitteln und ihre Zuversicht zu stärken. Da kann durchaus auch traditionelles Change Management zur Anwendung kommen.

DER PROZESSMANAGER: Ist digitales Change Management für Unternehmen jeder Branche und Größe geeignet oder bestehen ebenfalls Unternehmen, die besser auf das traditionelle Change Management zurückgreifen sollten?

Andreas Naef: Bei bestimmten Arten von organisatorischen Veränderungen kann ein traditioneller Veränderungsprozess gut funktionieren; insbesondere bei Changes, die nur einzelne Abteilungen oder Prozesse betreffen. Beispielsweise nutzen wir diesen Ansatz häufig, wenn eine neue Softwarelösung eingeführt werden soll. Da geht es darum von einem bestehenden Ist-Zustand zu einem bekannten und definierten Soll-Zustand zu kommen. Dafür ist traditionelles Change Management gut geeignet. Sobald wir uns aber in einem agilen Umfeld bewegen, also der Soll-Zustand nicht mehr klar definiert werden kann, stoßen wir mit linearen Ansätzen an Grenzen. Es ist daher keine Frage der Branche oder Größe. Es kommt auf die Art des Changes an.

DER PROZESSMANAGER: Change Management ist bei vielen Unternehmen mit einigen Herausforderungen verbunden. Was können Sie diesen Unternehmen für die Zukunft raten, damit ihr Digitalisierungsprozess erfolgreich wird?

Andreas Naef: Change Management ist kein „nice to have“, sondern entscheidend für den Umsetzungserfolg bei der Digitalen Transformation. Oft ist ein agiles Vorgehen in relativ kurzen Sprints hilfreich. Dies ermöglicht Bezug auf die aktuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu nehmen und die Transformation an die Veränderungsgeschwindigkeit der Organisation anzupassen.

DER PROZESSMANAGER: Vielen Dank Herr Naef für Ihre ausführlichen Gedanken und Ihre Zeit!

Sie haben eine Meinung zu diesem Thema oder wollen sich selbst als Experte einbringen? Nur zu!

Nutzen Sie unser Portal aktiv um Aufmerksamkeit für Ihr Unternehmen und Ihre Dienstleistung zu schaffen. Sie positionieren sich als Experte, geben Ihr Fachwissen weiter und können per Interview oder Fachartikel auf aktuelle Trends und Themen hinweisen und einen direkten Zugang zu 6500 Lesern Ihrer Zielgruppe erreichen.

Schicken Sie uns eine kurze Mail an info@der-prozessmanager.de und teilen Sie uns Ihre Idee zum Artikel mit.

Andere Leser haben sich zusätzlich folgende Artikel angesehen: