Das Spaghetti-Diagramm ist eine Methode zur Visualisierung von Arbeitsabläufen und Materialflüssen. In erster Linie soll die Anfertigung das Aufdecken von Verschwendung in Arbeitsprozessen fördern.

Die Verschwendungsarten (insb. unnötige Transporte und Bewegungen) lassen sich mit Hilfe des Spaghettidiagramms anschaulich visualisieren. Innerhalb eines Layouts des Produktionsbereichs werden die zurückgelegten Wege während des Produktionsprozesses in Form von Linien eingetragen. Aus dieser Darstellung lassen sich dann einige Erkenntnisse gewinnen.

Je verworrener die Linien auf dem Layout angeordnet sind, desto unproduktiver ist der Prozessablauf gestaltet. Der Name resultiert daraus, dass die Darstellung häufig in ihrer Optik einem Teller Spaghetti ähnelt.

  • Zurückgelegter Wege im Arbeitsablauf visualisieren
  • Verschwendungsarten Transport und Bewegung analysieren
  • Grundlage zur Optimierung des Produktionslayouts, um die Verschwendung zu verringern und die Produktivität zu steigern

Ziele

Das primäre Ziel bei der Anfertigung ist das Aufdecken von Verschwendung in Arbeitsprozessen. So lassen sich mit Hilfe des Spaghetti-Diagramms die Verschwend-ungsarten “Transportieren” und “Bewegung” an-schaulich darstellen.

  • Visualisierung zurückgelegter Wege im Arbeitsablauf
  • Erkennen der Verschwendungsarten Transport und Bewegung
  • Basis für die Optimierung des Produktionslayouts, um die Verschwendung zu verringern und so die Produktivität zu erhöhen

Spaghetti Diagramm erstellen

Das Vorgehen zur Erstellung eines Spaghetti-Diagramms läuft in folgenden Schritten ab:

  • Layout skizzieren
  • Beobachtungszeitraum festlegen
  • Linien für zurückgelegte Wege einzeichnen
  • Qualitative und quantitative Auswertung des Spaghetti-Diagramms

Spaghetti Diagramm Beispiele

Es gibt zwei unterschiedliche Ansätze bei der Erstellung eines Spaghetti-Diagramms. Beispiele für Einsatzfälle in der Praxis:

  • Layoutoptimierung von Fertigungszellen
  • Als Werkzeug für 5S-Aktionen –> welche Werkzeuge und Betriebsmittel sollten direkt am Arbeitsplatz angeordnet sein?
  • Hilfsmittel zur Reduzierung von Rüstzeiten (SMED-Workshops)
  • Ermittlung des zurückgelegten Weges eines Produktes während des Produktionsablaufs

Vorteile

Die Anwendung dieses Werkzeuges ist leicht zu erlernen und gleichermaßen leicht anwendbar. Das Spaghetti-Diagramm ermöglicht eine einfache und trotzdem überzeugende Darstellung von Verschwendung im Produktionsablauf.

Vorgehensweise

Layout skizzieren

Bei der Anfertigung des Layouts ist darauf zu achten, dass dieses maßstabsgetreu aufgezeichnet wird, damit in der sich anschließenden Auswertung die zurückgelegten Wege durch Ausmessen auf der Skizze ermittelt werden können.

Beobachtungszeitraum festlegen

Nach welcher Zeitspanne lassen sich verlässliche Aussagen über die Verschwendung im Prozess treffen? Wird beispielsweise ein Montageprozess untersucht, der insgesamt nur 2 Minuten andauert, ist ein Untersuchungszeitraum von einer Stunde bereits ausreichend, um das durchschnittliche Ausmaß der Verschwendung ermitteln zu können. Basis für die Festlegung des Beobachtungszeitraums ist also die Länge des zu untersuchenden Prozesses.

Linien für zurückgelegte Wege einzeichnen

Während des Beobachtungszeitraums wird für jeden zurückgelegten Weg eine entsprechende Linie in das Layout eingezeichnet. Bereits während der Beobachtung des Prozesses lässt sich erkennen, welche Wege unnötig sind und durch Optimierung des Layouts oder der Arbeitsplatzorganisation vermieden werden könnten.

Auswertung des Spaghetti-Diagramms

a) Qualitative Auswertung:

Für eine qualitative Bewertung des angefertigten Spaghetti-Diagramms reicht einziger Blick aus. Ist das Diagramm extrem verworren, kann man von einem hohen Verbesserungspotenzial ausgehen. Insbesondere lange Wegelinien und besonders dicke Linienanhäufungen springen dem Betrachter sofort ins Auge.

b) Quantitative Auswertung:

Bei der quantitativen Auswertung wird die Länge der einzelnen Linien ausgemessen und anschließend ein Gesamtweg berechnet. Dazu kann eine einfache Tabelle von Nutzen sein

Verschwendung verringern

Wie bereits erwähnt lässt sich die im Prozess enthaltene Verschwendung sehr gut durch die Erstellung eines Spaghetti Diagramms visualisieren. Die Notwendigkeit von Verbes-serungsmaßnahmen sollte hiermit auch dem letzten Zweifler nahe gebracht werden können.

Nur ist damit die Verschwendung noch lange nicht beseitigt oder verringert. Es gilt nun, Ursachen für die langen Wege zu finden und diese zu beseitigen. Der Beobachter wird allerdings schon während der Erstellung des Diagramms eine Vielzahl von Anhaltspunkten für mögliche Optimierungsansätze finden.

Stärken und Schwächen

Stärken

  • Leicht erlern- und anwendbar.
  • Keine speziellen Ressourcen bzw. Vorkenntnisse nötig.
  • Einfache und überzeugende Darstellung von Verschwendung im Prozess.

Das Spaghetti-Diagramm ist einfach und erfolgreich, da es unnötige Laufwege visualisiert. Materialflüsse werden den Beteiligten gezeigt, wo Verbesserungen möglich sind, um schnell und ressourcenschonend Lösungen zu finden.

Schwächen

  • Die Ergebnisse können verzerrt dargestellt werden (durch Kenntnis der Mitarbeitenden über Beobachtung oder ein Eingreifen des Beobachtenden).
  • Das Vorgehen kann zu Widerständen unter den Mitarbeitenden führen: Der Erhalt der alten Ordnung steht im Vordergrund.
  • Die Zahlen bzw. Ergebnisse des Tools sind nur brauchbar, wenn sie sorgfältig und kohärent erfasst werden.
  • Eine vollständige Erfassung aller nicht-wertschöpfender Prozesse ist nur in Kombination mit anderen Lean-Methoden möglich.

Unterstützung durch Software?

Naheliegend ist die Idee, Spaghetti-Diagramme mit Hilfe von Software oder einer App zu erfassen. So verspricht z. B. der Einsatz weit verbreiteter Office- oder Grafiksoftware wie PowerPoint, Excel oder Visio schnelle Ergebnisse.

Es ist notwendig, die Analyse vorher durchzuführen. Man kann dies entweder mit Papier und Stift oder per Video machen. Die genannten Werkzeuge sind nicht für das direkte Erfassen von Laufwegen vor Ort geeignet. Ausschlaggebend für diese Art von Softwareeinsatz sind vielmehr die Editier- und Präsentationsmöglichkeiten; Nachteile der schlanken Papier-und-Bleistift-Methode sind damit praktisch nicht zu kompensieren.

Einige gehen sogar soweit, die Wege in der Produktion mittels Trackern automatisch mitzuloggen. Z. B. für Staplerfahrten im Lager scheint das im ersten Gedanken eine geniale Lösung zu sein. Es wird schnell deutlich, dass der technische Aufwand hoch ist und man einen spezialisierten Dienstleister benötigt. Die automatisch erfassten Datenmengen lassen sich nicht so einfach grafisch darstellen wie das Diagramm von Haus aus.

Siehe auch:

Dokumente und Downloads:

  • keine Dokumente zum Download verfügbar.

Literatur: 

  • Literatur Radar 2018

Quellen und Einzelnachweise

Weblinks:

  • keine Weblinks bekannt.

Wissendatenbank-Partner und Autoren:

Autoren:

  • Michael Durst (Xing-Profil)
  • Sascha Hertkorn
  • Christopher Eischer
  • Nico Schweisser