Seit einigen Jahren gewinnt das Thema Prozessmanagement wieder an Popularität. Eigentlich als „Alte-Männer-Thema“ klassifiziert, wurde es in den Betrieben häufig in ein Nischendasein entwickelt. Die Entwicklungen in der IT der letzten Jahre sowie die Entstehung der OMG-Modellierungsstandards BPMN, CMMN und DMN haben dem Thema wieder Rückenwind verschafft, doch hat sich dadurch das benötige Kompetenzfeld im Prozessmanagement stark erweitert. Es ist auf der einen Seite IT-technischer geworden, auf der anderen Seite gelten aber noch viele der alten Gesetzmäßigkeiten und Arbeitsmethoden. Dieser Spagat ist jedoch nicht leicht zu überbrücken. Die klassischen Prozessmanager haben sich meist von TÜV, Dekra und Co ausbilden lassen, wurden mit Fluss- und Wertstromdiagrammen ausgebildet und haben sich primär auf die organisatorischen und fertigungstechnischen Abläufe gestützt. IT wurde als notwendiges Übel eingesetzt, aber nicht als gestaltbares Prozesswerkzeug. Auf der anderen Seite hat die IT einige Jahre Vorsprung bei den Themen Prozessautomatisierung und Modellierung. Ihr fehlt aber häufig der fachlich-betriebswirtschaftliche Rahmen sowie die etablierten Arbeitsmethoden für den nutzenbringenden Einsatz dieser Technologien.

Aus- und Weiterbildung

Will man sich heute im MODELLgetriebenen ProzessMANAGEMENT ausbilden lassen, gelingt dies nur durch umfangreiche Weiterbildungen in beiden Lagern, also bei den Qualitätsmanagern oder Organisatoren sowie bei den ITlern (sie sind meist die Modellierungsspezialisten). 

Moderne Prozessmanager müssen also klassische Gestaltungsprinzipien der Arbeitsorganisation kennen, aber auch die Gestaltungsmöglichkeiten bei prozessunterstützenden bzw. prozessautomatisierenden Systemen. In Bezug auf die Prozessmanagement-Systeme (nachfolgend BPM-Systeme) werden Sie zu Anforderungsstellern, ohne aber die Gestaltungsspielräume zu kennen. Hierzu ist viel erforderlich. Noch mehr, wenn man gerade erst am Start der beruflichen Laufbahn steht und noch keinem der genannten Lager zugehört.

MINAUTICS bietet hierzu bereits seit vielen Jahren umfassende, disziplinenübergreifende Bildungsangebote an. Ferner setzt eine neue Veranstaltung im kommenden Jahr genau hier an. Die beiden Lager sollen zusammenkommen, sich gegenseitig austauschen und eine gemeinsame Sichtweise, Sprache aber auch Selbstverständnis entwickeln.

Die von MINAUTICS initiierte Veranstaltung trägt den Titel „WorkflowAnalytica“ und trägt einem modernisierten Rollenverständnis des IT-affinen Prozessmanagers Rechnung. Dieser beherrscht die klassischen Organisations- und Optimierungsprinzipen wie Lean, SixSigma und Co., wie sie häufig in der Organisationslehre vermittelt werden, ebenso wie alle Kompetenzen zur Gestaltung von Workflow-Systemen (basierend auf den OMG-Standards) ohne dabei Software-Entwickler sein zu müssen. Vielmehr kann der Workflow-Analyst fundiert Anforderungen spezifizieren und sie auf Augenhöhe mit IT-Technikern und Software-Entwicklers erörtern, diskutieren, analysieren, weiterentwickeln, detaillieren, begleiten und argumentieren.

Workflow-Analyst: So könnte das neue Rollenverständnis aussehen

In der Praxis werden solche Rollen dringend benötigt. Die Software-Entwickler beklagen, dass ihre bisherigen Ansprechpartner bei Entwicklungsprojekten, die Business Analysten, kein ausreichendes Verständnis für Workflow-Applikationen, geschweige denn von den OMG-Standards haben. Die Business Analysten beklagen die gefühlte Einschränkung durch die Modellierungsstandards. Und die klassischen Prozessmanager beklagen die fehlenden betriebswirtschaftlichen Sichtweisen bei den Automatisierungsprojekten, denn Automatisierung der Automatisierung wegen liegt nicht im Interesse der Unternehmen. Vielmehr sind vorangehende Prozessoptimierungen gefragt. 

Der Workflow-Analyst entsteht durch die Überschneidung der nötigen Teildisziplinen im Prozessmanagement.

Und dann gibt es noch die Randbereiche, die ebenfalls Berührungspunkte zum Prozessmanagement haben, in den Projekten aber häufig viel zu spät eingebunden werden. Hierzu zählen: Compliance, Qualitätsmanagement, Risikomanager, Arbeitsorganisation, Personalwesen, Mitarbeitervertretungen, Auditoren, Zertifizierer u.v.a.m.

Für diesen disziplinenübergreifenden Spagat braucht es eine Reihe von Kompetenzen, die seitens der IT oder seitens der Betriebsorganisatoren nicht vollständig abgedeckt werden. Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen, dass ein neues Rollenbild benötigt wird. Um das volle Potential eines modernen Prozessmanagements heben zu können, bedarf es daher eines neuen Rollverständnisses.

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