Industrie 4.0 – das ist für Deutschland längst kein Fremdwort mehr. Es geht darum, digitale Technologie umfassend in der Industrie einzusetzen, um hier eine regelrechte neue Revolution einzuleiten. Die Industrie soll dadurch für die Zukunft besser gerüstet sein. Einige Industriekonzerne in Deutschland sind hierfür auf einem guten Weg. Doch der Mittelstand hinkt immer noch hinterher.

Was Digitalisierung heute meint

Die Digitalisierung als Konzept ist seit vielen Jahren in Deutschland angekommen. Immer wieder ist die Rede von der Relevanz der Digitalisierung aller Branchen. Theoretisch wissen alle in etwa, was damit gemeint ist und warum es so wichtig ist. Doch nicht jedem ist bewusst, was Digitalisierung der Arbeitsprozesse heute meint.

Längst nicht mehr geht es nämlich etwa rein um den Vorgang, diverse physische Daten, die bislang auf Papier vorhanden waren, in ein digitales Format zu bringen. Sicherlich ist es ein wichtiger Bestandteil der Digitalisierungsstrategie von Unternehmen, die analoge Datenverarbeitung in eine digitale zu transformieren.

Printmedien in PDF-Dateien umzustrukturieren, ist nicht nur aus Sicht der Umwelt sinnvoll, sondern vereinfacht auch interne Prozesse, die Datenverarbeitung und spart Kosten. Und statt beispielsweise Dokumente und Bilder zu kopieren, damit sie anderen Abteilungen oder Mitarbeitern zugänglich werden, können diese heute in einer einfach zu handhabenden Cloud gespeichert werden. Sollten dann doch einmal Drucke notwendig sein, gilt es, den Digitaldruck eventuell traditionellen Druckverfahren vorzuziehen. Denn dieser bietet diverse gravierende Vorteile, die bei der Nachhaltigkeit und Schnelligkeit nicht aufhören. Gerade aufgrund der Tatsache, dass dieses Projekt auch in vielen industriellen Betrieben noch nicht abgeschlossen ist, hat es eine echte Relevanz.

Doch bei der Datenverarbeitung hört die Digitalisierung eben nicht auf. Themenbereiche wie die künstliche Intelligenz, smarte Technologie oder die Entwicklung und der Einsatz hilfreicher Virtual Reality Tools sollten ebenfalls keine Fremdwörter mehr sein. Etliche Unternehmen weltweit profitieren bereits vom Einsatz entsprechender digitaler Technologien und können damit nachhaltiger, effizienter und schlichtweg moderner arbeiten. Doch Deutschland bildet in Sachen Digitalisierung quer durch alle Branchen noch immer eine Art Schlusslicht.

Die Digitalisierung von Unternehmen in Deutschland

Verschiedene Studien sind interessant, wenn man sich den Fortschritt der Digitalisierung von Unternehmen in Deutschland genauer anschauen möchte. So bestätigt etwa der „Digital Riser Report 2021“ des European Center for Digital Competitiveness das Bild, dass man durch Nachrichtensendungen, Printmedien oder Blogs zum Stand der Digitalisierung im Land bekommen könnte: Deutschland hat die Digitalisierung mehr oder weniger verschlafen.

So platziert der Report Deutschland im Vergleich mit den G20-Staaten auf dem 17. Platz. Länder wie China, Saudi-Arabien oder Kanada haben eine um etliches höhere digitale Wettbewerbsfähigkeit. Auch innereuropäisch gibt Deutschland kein gutes Bild ab. Länder wie Litauen, Ungarn oder Spanien sind hier deutlich besser aufgestellt und weisen ein digitales Wachstum vor, von dem wir in Deutschland bislang nur träumen können.

Der „IMD Digital Competitiveness Index 2021“, ein ähnlicher Report, konnte sogar zeigen, dass Deutschland nicht einmal im Rahmen der Corona-Pandemie die digitale Wettbewerbsfähigkeit ausbauen konnte. Etliche Länder sahen während der Pandemie, dass die Digitalisierung des Landes und möglichst vieler Unternehmen für die Wirtschaft nun brisant war, wie nie zuvor. Schnelle Internetzugänge etwa wurden weiter gefördert, um die meisten Wohnhäuser für mobiles Arbeiten, bzw. das Arbeiten im Home Office vorzubereiten.

Doch Deutschland wurde auch dieser Aufgabe generell nicht gerecht. Im Zuge der Pandemie stürzte Deutschland in Sachen Digitalisierung auf Platz 18 – 2016 standen wir immerhin auf Platz 15. Gerade mittelständische Unternehmen beurteilten den digitalen Stand ihrer Unternehmen weiterhin als eher mangelhaft. Das gilt auch für die Industrie. Allerdings muss hier deutlich gesagt werden, dass zumindest größere Unternehmen während der Pandemie einen wichtigen Fortschritt machten.

Digitale Technologien in der Industrie – Der Status Quo

Die Digitalisierung der deutschen Industrie

Kommen wir also zu den guten Nachrichten: Deutschlands Industrie wird digitaler, das kann man durchaus so sagen. Denn eine aktuelle, repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom kam du dem Ergebnis, dass zurzeit schon immerhin 65 Prozent der Unternehmen Anwendungen für Industrie 4.0 nutzen. 25 Prozent wiederum planen den Einsatz. Insgesamt sind also ganze 90 Prozent der Unternehmen in der Industrie daran, die interne Digitalisierung voranzutreiben und zu fördern.

Vor der Corona-Pandemie, also im Jahr 2019, lag dieser Wert noch bei nur 74 Prozent. Der Industrie also scheint die Pandemie doch einen dauerhaften Digitalisierungsschub verliehen zu haben. Allerdings kommt hier nun wieder die ernüchternde Nachricht: Der Mittelstand hinkt auch in der Industrie noch hinterher. Nur 30 Prozent der Mittelständler sahen sich in der Industrie in einer Vorreiterrolle, wobei es bei großen Unternehmen über die Hälfte waren. Ganze 58 Prozent der kleineren Betriebe stuften sich selbst sogar als Nachzügler in Sachen Digitalisierung ein. Acht Prozent der Mittelständler fühlten sich gar völlig abgehängt.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert deshalb auch die Digitalisierung im Mittelstand und weist auf sie als Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg hin. In einem gesonderten Artikel zur Industrie 4.0 ist zu lesen:

„In der Industrie 4.0 verzahnt sich die Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik. Starre und fest definierte Wertschöpfungsketten werden flexibel und dynamisch. Es entstehen weltweit vernetzte Wertschöpfungsnetzwerke in digitalen Ökosystemen, die neue Formen der Kooperation ermöglichen und zugleich zu einer klimafreundlichen und ressourcenschonenden Zukunft beitragen. Das Ergebnis sind Datenräume, die Datenhoheit, -sicherheit und -integrität gewährleisten und die Voraussetzungen schaffen für innovative Produkte und Geschäftsmodelle.“

Die mitunter wichtigsten Technologien für die Industrie

Für viele industrielle Betriebe zählen unter den digitalen Technologien, die diese innovativen Produkte und Geschäftsmodelle bereits heute fördern, vor allem die künstliche Intelligenz und die sogenannten „Digitalen Zwillinge“.

Schon vier von zehn Unternehmen nutzen die KI. Vorwiegend wird die Künstliche Intelligenz zur Automatisierung von Produktionsprozessen eingesetzt. Die meisten Unternehmen, die sie nutzen, wenden sie auch für die Datenanalyse bei der Prozessüberwachung an. Das vielleicht größte Hemmnis beim Einsatz der KI sehen viele Unternehmen in der ungenügenden Datengrundlage. Auch der Aufwand, insbesondere für die Implementierung, ist vielen Unternehmen zu groß.

Digitale Zwillinge wiederum werden in jedem dritten Unternehmen in der Industrie bereits eingesetzt. Bei digitalen Zwillingen handelt es sich um digitale Kopien von realen Objekten. Sie dienen dazu, bestimmte Herstellungs- und Wartungsprozesse enorm zu beschleunigen und zu optimieren. Die meisten Unternehmen wissen digitale Zwillinge zu schätzen und denken, dass sie künftig weiter an Bedeutung gewinnen werden. Lediglich 17 Prozent gehen davon aus, dass deren Relevanz gleichbleiben wird.

BU3: Smarte Technologien in der Industrie sorgen beispielsweise für schnellere Arbeitsabläufe.

Beispiele für den Einsatz digitaler Technologien in der Industrie

Digitale Technologien sind in Unternehmen in der Regel immer sinnvoll, um betriebliche Prozesse zu verschlanken. Verschiedene Beispiele für den Einsatz digitaler Technologien in der Industrie zeigen, wie verschiedene Abteilungen und Industriezweige von ihnen profitieren können.

  • So kann beispielsweise ein Ingenieur die reale Steuerung einer Produktionsanlage validieren. Bevor diese erst gebaut wird, lässt sich das Ganze am virtuellen Modell durchgehen.
  • Fertigungsleiter eines Herstellers für Fahrzeugteile können mithilfe digitaler Technologien per Knopfdruck bestimmte Lackierprogramme wählen. Sie können dann fern von den mitunter gesundheitsbedenklichen Lackarbeiten bleiben. Denn darum kümmern sich selbstständig eigens dafür gedachte Roboter.
  • Diverse Werkzeuge in einer großen Fertigungshalle können schneller geortet werden, um beispielsweise für einen spontanen Einsatz zur Verfügung zu stehen. Das funktioniert, weil sie vorher mit Transpondern ausgestattet wurden.
  • Globale Warenströme lassen sich durch Transportmanagementsysteme live verfolgen. Dadurch können etwa globale Verzögerungen erkannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um Kunden nicht zu verärgern.
  • Im Bereich Produktdesign können mit Hilfe digitalisierter Planungsprozesse und innovativer Herstellungsmethoden Produkte entstehen, die vorher nicht denkbar waren. In der Formgebung kann es zu immer mehr Revolutionen kommen, die vielleicht imstande sind, über Jahre bestehende Probleme zu lösen.

Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen sollen, wie vielfältig sich digitale Technologien in der Industrie einsetzen lassen. Ihr Potenzial ist riesig und zeigt sich schon heute in vielen Industriebetrieben. Sollte der Mittelstand nicht zügig aufholen, wird er es gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die meisten großen Unternehmen bereits auf gutem Wege sind, weitere Probleme bekommen.

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