Kritik. Ein Wort und eine damit verbundene Eigenschaft mit dem die wenigstens richtig Umgehen können. Doch was bedeutet Kritik überhaupt? Per Definition ist Kritik die “Beurteilung eines Gegenstandes oder Handlung anhand von Maßstäben” Zudem wird zwischen destruktiver und konstruktiver Kritik unterschieden.

Kritik = Feedback = Wachstum

Wir sprechen natürlich von konstruktiver Kritik und nicht von pauschalen Aussagen wie „das ist blöd“, „das funktioniert nicht“, „du bist blöd“ usw., denn damit schaffen wir eher Barrieren als Offenheit. Kommunizieren wir die Kritik aber auf die entsprechende Weise, entsteht hier ein riesen Potential.

Bekommen wir ein sachliches Feedback zu einem Projekt, Arbeitsweise oder auch zu uns selbst, so können wir daraus lernen und damit wachsen.

Wir wollen Geschäftsprozesse optimieren, führen neue Software ein, neue Arbeitsprozesse, neue Maschinen usw., doch wie wollen wir diese Prozesse optimieren, wenn wir und unser Umfeld gar nicht offen dafür sind, weil wir die Veränderung als Kritik an uns und unserer bisherigen Arbeitsweise ansehen?

Wenn wir den Menschen zuhören, die mit den Prozessen zu tun haben, können wir viel lernen, ebenso macht es Sinn uns Tipps und Meinungen von außen zu holen. Oftmals werden wir blind für das was wir ständig vor uns haben. Wir sehen sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Es ist wie wenn wir uns mit einem Parfüm besprühen und es nach einiger Zeit selbst nicht mehr wahrnehmen.

Oftmals werden Menschen von uns als Meckerer oder schwarze Schafe abgestempelt, obwohl sie uns nur ein Feedback geben oder offen Kritik äußern. Doch genau diese Menschen sind für uns viel Wertvoller, als die Ja-Sager, die uns, obwohl sie es wissen, in den Abgrund/ins offene Messer laufen lassen. Ein Ja-Sager kann Kritik nicht offen und ehrlich äußern, aber die von uns als Meckerer betitelten trauen sich genau dieses zu tun.

Kritik und Geschäftsprozesse – Wie passt das nun zusammen?

Wenn wir Geschäftsprozesse optimieren wollen, benötigen wir eine offene Kommunikation, ansonsten kann es passieren, dass wir eine augenscheinliche Prozessoptimierung durchführen, die allerdings an der einen oder anderen Stelle genau das Gegenteil bewirkt. Solange wir von unseren Mitarbeitern und unserem Umfeld kein Feedback dazu bekommen, führen wir es genauso weiter und haben unter Umständen eine Verschlechterung anstatt einer Optimierung durchgeführt ohne es zu bemerken.

Nehmen wir zur Veranschaulichung als Beispiel ein Restaurant. Die Menschen gehen essen und es schmeckt ihnen nicht. Auf die Frage der Bedienung hin, ob alles mit dem Essen gepasst habe, antworten die meisten, dass alles bestens war, obwohl sie eigentlich gar nicht zufrieden waren. Dies habe ich selbst schon sehr oft erlebt, wenn ich mit Leuten essen war oder vom Nachbartisch mitbekommen.

Das Resultat hiervon kann sein, dass immer weniger Menschen das Restaurant aufsuchen, der Besitzer und die Angestellten sich fragen, wieso keiner mehr kommt, da sie schließlich immer nur positives Feedback von ihren Kunden erhalten haben. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass das Restaurant schließen muss, weil nicht mehr genug Gäste kommen. Anhand dieses Beispiels kann man sehen, wie wichtige eine offene Feedbackkultur ist.

Dies sehen wir auch schon bei Mitarbeitern, wenn wir diese entsprechend der Leidenschaften und Talente einsetzen, haben wir einen deutlich höheren Wirkungsgrad ihrer Tätigkeiten. Denn Mitarbeiter, die das was sie tun gerne machen und einen Sinn darin sehen sind viel motivierter und erbringen mehr Leistung.

Ich selbst hatte hier eine Abteilung, die aufgrund der neuen Kommunikation und Feedbackkultur eine Effizienzsteigerung von rund 200% hatte. Vor allem können sie die Geschäftsprozesse deutlich verbessern und ganz neue Wege für den Umgang untereinander und das Unternehmen aufzeigen.

Nur weil man etwas bisher immer so gemacht hat, heißt das nicht, dass man es auch weiterhin so machen muss!

Geschäftsprozesse optimieren bedeutet Veränderung, Altes überdenken, loslassen und Neues zulassen.

Verändern heißt nicht, dass es schlecht war, sondern lediglich das sich die Zeiten und damit auch die Prozesse geändert haben. Es gibt hier große Beispiele was passieren kann, wenn wir uns nicht weiterentwickeln und keine Kritik und Feedback annehmen. Der ehemalige Weltmarktführer für Handys ist heute nur noch ein kleines Licht, da er den Zahn der Zeit verpasst hat und kein Feedback angenommen hat. Denn Stillstand ist ein Rückschritt. Ich kann noch so groß und toll sein, wenn ich stehen bleibe werde ich früher oder später von anderen überholt.

Wir wollen Feedback von den Maschinen, lesen ihre Daten aus, machen Auswertungen von Marketingkampagnen, betreiben Marktforschung und wollen Daten aus allen Geschäftsbereichen. Dies alles ist auf die eine oder andere Art ein Feedback. Wieso also nicht von unserem menschlichen Umfeld? Hierfür müssen nicht erst neue Maschinen oder neue Software usw. für viel Geld gekauft werden, wir müssen einfach miteinander kommunizieren, Kritik annehmen aber auch sachlich und konstruktiv äußern.

Feedback auf Sparflamme

Bei unseren Maschinen und Software können Fehler und Störungen auftreten, eine nicht optimale Spannungsversorgung, Fehler bei der Datenübertragung zwischen Maschinen und Software führen teilweise zu Produktionsstillständen. Doch genauso ist es bei uns Menschen. Wir brauchen Feedback damit wir wissen ob wir etwas richtig machen. Stellen sie sich vor, sie sitzen im Auto und geben Gas doch nichts passiert oder sie fahren, drücken auf die Bremse jedoch fährt das Auto ungebremst weiter. Der absolute Super-GAU. Was ist aber mit uns und unserer Kommunikation? Maschinen versucht man zu reparieren oder entsorgt diese, wenn sie kein Feedback mehr geben. Doch bei uns Menschen fahren wir Feedback auf Sparflamme, fahren mit angezogener Handbremse.

Wir haben verlernt Kritik anzunehmen und sie auch zu äußern. Dabei ist eine gute Feedbackkultur so wichtig. Diese entsteht aber nicht von heute auf morgen, es ist ein Prozess das Feedback und die Kritik wieder anzunehmen und aufkommen zu lassen.

Neue Wege gehen, neue Ideen haben und Neues erschaffen dazu müssen wir lernen Kritik und Feedback von außen und innen anzunehmen.

Wenn wir also aufhören Kritik/Feedback als etwas Schlechtes zu sehen, sie annehmen, konstruktiv damit umgehen, daraus lernen und daran wachsen, bietet sich uns enormes Potential und große Chancen.

Zum Autor

Foto: HCIE Porträt Jochen Hanselmann
Jochen Egloff ist Coach und Berater aus Leidenschaft. Mit seiner authentischen und energetischen Art schafft er es seine Kunde mitzureißen und hilft dabei Unternehmen interne Probleme zu erkennen und zu beseitigen.

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