ITM: Herr Bläsing, viele Unternehmen nutzen bereits Robotic-Process-Automation-Anwendungen (RPA). Für welche Aufgaben werden sie eingesetzt?
Niklas Bläsing:
 Die Robotic Process Automation übernimmt die automatisierte Ausführung von manuellen, digitalisierten und standardisierten Aufgaben. Das kann einzelne Arbeitsschritte, aber auch vollständige Prozesse beinhalten. Im Vordergrund steht die Entlastung der Mitarbeiter, die sich wieder kreativeren Aufgaben widmen können und das Aufbereiten von Daten und Reports den Bots überlassen. Auch das Erzeugen, Löschen und Bearbeiten von Datensätzen in Systemen kann auf diese Weise automatisiert geschehen, was letztendlich auch zu einer Erhöhung der Prozessqualität und verbesserten Durchlaufzeiten führt.

ITM: Was sollten Unternehmen bei der Auswahl einer RPA-Lösung beachten?
Bläsing:
 Zunächst muss eine Grundsatzfrage geklärt werden: Will ein Unternehmen eine Komplettlösung einsetzen, die neben RPA auch andere Bereiche wie Künstliche Intelligenz (KI) oder Workflows abdeckt, oder entscheidet es sich für einzelne Lösungen, nach dem „Best of Breed“-Ansatz? Bei der Herstellerwahl gilt es, einige wichtige Faktoren zu beachten, besonders die Zukunftssicherheit von Anbietern und Produkten ist von zentraler Bedeutung. Aber auch die individuelle Betreuung durch den Hersteller sollte in den Entscheidungsprozess mit einfließen.

Mit Fokus auf RPA-Lösungen sind die Anforderungen an Sicherheit, Datenschutz und Ausfallsicherheit entscheidend, aber auch die Standardschnittstellen sollten ein Auswahlkriterium sein. Mit Blick auf die Kompatibilität sind Out-of-the-Box-Integrationen zu den gängigen Enterprise- und Business-Systemen sinnvoll, beispielsweise zu SAP, Verzeichnisdiensten, Authentisierungslösungen oder CRMs. Für den Fall, dass noch keine vollwertige Workflow-Engine zum Einsatz kommt, sollte die gewählte RPA-Plattform über die Fähigkeit verfügen, menschliche Mitarbeiter bis zu einem gewissen Maß in die Abläufe einzubinden.

ITM: Wie können die nächsten Schritte nach dem ersten erfolgreichen RPA-Projekt aussehen?
Bläsing: Ein erster wichtiger Folgeschritt ist die Etablierung eines Center of Excellence, also ein Zusammenschluss aus Experten verschiedener Abteilungen und Bereichen, die komplexe Prozesse begleiten. Nicht weniger Bedeutung hat das Aufsetzen einer Change-Initiative, um die Mitarbeiter bei der Etablierung von neuen Technologien und Prozessen mit ins Boot zu holen. Hier werden neue Arbeitsweisen kommuniziert und die nötigen Fähigkeiten vermittelt. Für die einzelnen Bereiche kann das Unternehmen nach den ersten erfolgreichen RPA-Projekten einen Sponsor, bzw. einen „Treiber“ einbinden. Weitere Punkte sind das Vorbereiten von Betriebseinheiten, etwa einem Robotic Operation Center, und die Einführung von Transitionsprozessen, wobei neue oder modifizierte Bots zum Einsatz kommen.

ITM: Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei der Automatisierung – insbesondere bei komplexen Prozessen?
Bläsing: Künstliche Intelligenz ist ein zentrales Element im Kontext von Automatisierungsprozessen und spielt eine immer größere Rolle. Wer eine End-to-End-Automatisierung anstrebt, kommt um den Einsatz nicht herum. Praktische Anwendungsfelder sind beispielsweise die Mustererkennung in Abläufen oder die Analyse von Dokumenten und Bildern. Noch spannender wird es bei der Verwendung von KI bei der Entscheidungsfindung: Hier gibt es verschiedene Lösungen von der Unterstützung bis zur Entscheidungsautomatisierung.

Auch der Bereich Sprache rückt mehr und mehr in den Mittelpunkt. Die Verarbeitung von Sprache in E-Mails, Texten und Chats bietet enormes Potenzial. Mit Natural Language Processing (NLP) werden viele Szenarien ermöglicht, um die menschlichen Mitarbeiter zu unterstützen. Allgemein gewinnen die Bereiche Chat und Voice als natürliches sprachliches Interface zunehmend an Bedeutung. Eine weitere wichtige Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei der klassischen Datenanalyse.

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