Neben seiner profunden wissenschaftlichen Ausrichtung liegt Prof. Marco Mevius die Übertragung von neuartigen Werkzeugen und Konzepten in die innovative betriebliche Anwendung am Herzen. Er ist ein deutschlandweit gefragter Gesprächspartner vieler Medien.

Seine Expertise umfasst folgende Gebiete:

  • Agile Business Process Management
  • Methoden und Werkzeuge zur zielgerichteten Digitalen Transformation
  • Smart Modeling und Process Experience
  • Gestaltungsaspekte moderner Software-Architekturen
  • IT Projekt- und Innovationsmanagement

DER PROZESSMANAGER: Hallo Herr Dr. Mevius!
2013 gründeten Sie die bamero AG, zu deren Leistungen die Strategieberatung, Prozessanalyse und -implementierung sowie die Softwareevaluation gehört. ”Der Markt für Prozessmodellierungssoftware ist in den vergangenen Jahren nahezu explodiert. Zudem haben sich ganz neue Anforderungen bei den Unternehmen herausgebildet” (bamero AG, Mai 2019). Deshalb entwickelten Sie eine Methode, die bei der Auswahl der optimalen Software helfen soll. 


Welches Projekt inspirierte Sie letztendlich zu der Entwicklung der bamero Methode?

Prof. Dr. Marco Mevius: Seit der Gründung der bamero AG durften wir zahlreiche Mittelständler, Konzerne und Kommunen im Rahmen von Digitalisierungs- und Prozessmanagementprojekten begleiten.

Immer wieder ist uns dabei aufgefallen, dass die Auswahl von geeigneten Softwarewerkzeugen, auch solche zur Prozessmodellierung, viele verunsichert. Welches Tool verfügt über die gewünschten Funktionalitäten? Ist es technologisch auf dem Stand, um auch künftigen Anforderungen gerecht zu werden? Wie anwenderfreundlich ist es gestaltet? Passt die Strategie des Anbieters zu unseren Anforderungen?

Bei der unübersichtlichen Vielzahl von Tools, die in den letzten Jahren entstanden ist, wird es immer aufwendiger das „richtige“ passgenau zu finden. Unser Anspruch war es daher eine ganzheitliche Methodik zu entwickeln, die Transparenz schafft, die Vor- und Nachteile der entsprechenden Tools gegenüberstellt und die Unternehmen befähigt, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Hierdurch konnten wir in diversen Projekten unseren Kunden genau die Lösung vorstellen, die ihren individuellen Bedürfnissen entspricht.

DER PROZESSMANAGER: Ihr Artikel beschreibt die bamero Methode lediglich als Hilfestellung zur Vorauswahl einer geeigneten Software, sodass im Nachgang dennoch Experten zu Rate hinzugezogen werden sollten.

Worin bestehen dann die Vorteile in Ihrer Methode?

Prof. Dr. Marco Mevius: Um den Dschungel von Tools und Anbietern zu durchdringen und das geeignete Tool zu finden, fehlt vielen Organisationen schlicht die Zeit. Wir führen unsere Kunden basierend auf unserer Methode als neutrale Experten effizient durch diesen Dschungel.

Unsere Methode schafft schnell Transparenz über die bestehenden individuellen fachlichen und technischen Anforderungen und zu berücksichtigende K.O.-Kriterien. In Kombination mit unserer Expertise aus diversen Softwareauswahlprojekten, bildet dies das Fundament für die schnelle Evaluation.

Darüber hinaus werden unterschiedliche Experten aus allen relevanten Bereichen einer Organisation zügig zielgerichtet eingebunden. Dadurch schaffen wir von Anfang an Akzeptanz für die neue Lösung und gewinnen frühzeitig Fürsprecher in den Fachabteilungen.

DER PROZESSMANAGER: ”Die bamero Methode wird überraschenderweise auch bei Software Anbietern eingesetzt. Diese empfehlen bei unsicheren Kunden oder schlechter Informationslage die bamero als den Ansprechpartner für Software-Evaluation im Kontext Prozessmanagement und Digitalisierung” (bamero AG, Mai 2019). Auch wenn Ihre Methode scheinbar bereits im Einsatz ist, konnten wir bisher keine Details zur Funktionsweise finden.

Was ist die bamero Methode? Wie funktioniert die Methode genau?

Prof. Dr. Marco Mevius: Unsere Methode wurde beispielsweise in Projekten mit der b.i.g. gruppe, der Exportverpackung Sehnde oder bei Liebherr erfolgreich eingesetzt. Darüber hinaus haben diverse Softwareanbieter, die bei einem unserer Evaluationsprojekte als Anbieter teilgenommen haben, aufgrund unserer Methode potenzielle Kunden an uns verwiesen, wenn deren Anforderungen zu „diffus“ waren.

Die Anforderungen pragmatisch und in wenigen interdisziplinären Workshops herauszuarbeiten, ist der Ausgangspunkt unserer Methode. Basierend darauf werden K.O.-Kriterien definiert, welche in die Markrecherche direkt einfließen. Anschließend werden aus den vorselektierten Tools in einem zweistufigen Verfahren, zunächst basierend auf fachlichen Anforderungen und anschließend ausgehend von technischen Anforderungen, vier Anbieter ausgewählt.

Hierzu nutzen wir, auf die spezifischen Rahmenbedingungen unserer Kunden angepasste, Evaluationsbögen. Neben Fragen, die die individuellen Kundenanforderungen umfassen, können wir für Prozessmanagementtools beispielsweise auf mehr als 450 Fragen aus unserer Datenbank zurückgreifen. Diese Fragen umfassen die notwendigen Perspektiven wie funktionalen Anforderungen, das detaillierte Betriebs- und Support-Modell, verfügbare Schnittstellen, das Lizenzmodell usw..

Durch diese erprobte Vorgehensweise stellen wir weitestgehend sicher, dass alle wesentlichen Aspekte berücksichtigt werden. Anschließend werden im Rahmen von zunächst halbtägigen Workshops zwei Finalisten ausgewählt. Hierzu bereiten unsere Experten ein „Drehbuch“, das ein realistisches fachliches Szenario des Kunden beschreibt und dem Anbieter als roter Faden für seine Präsentation dient, vor. Im Finale hat dann jeder Anbieter je einen ganzen Tag zur Verfügung, um ausgehend von einem detaillierten technischen und fachlichen Szenario, die volle Leistungsfähigkeit seiner Lösung zu präsentieren. Das Szenario ist üblicherweise bereits ein erstes Inkrement des geplanten Projekts.

Hat sich unser Kunde für ein Tool entschieden, unterstützen wir ihn auf Wunsch auch im Rahmen der Vertragsverhandlung. Unsere Experten unterstützen den Entscheidungsprozess für oder gegen einen Anbieter in allen Phasen, indem sie detaillierte Bewertungen erarbeiten, ihre Expertise aus diversen Projekten einbringen und auf Besonderheiten hinweisen. Während des gesamten Auswahlprozesses liegt die Entscheidung aber immer bei unserem Kunden.

DER PROZESSMANAGER: Ihre Methode unterstützt bei der Vorauswahl einer passenden Prozessmodellierungssoftware. Welche Softwares lassen sich außerdem dadurch identifizieren?

Welche Kriterien werden bei der Vorauswahl der Software berücksichtigt oder nicht berücksichtigt?

Prof. Dr. Marco Mevius: Wir haben unsere Methode in den letzten Jahren weiterentwickelt und erfolgreich für die Auswahl beispielsweise von ERP-Systemen, Digital Business Plattformen, Low-Code Applikationen oder Workflow-Systemen eingesetzt.

Mit unserer Methode bieten wir ein ganzheitliches Vorgehen, um die bestmöglich passende Software auszuwählen. Neben technischen Anforderungen, wie z.B. die zugrundeliegende Technologie oder bestehende Schnittstellen wie SOAP oder REST und fachlichen Anforderungen, der Ausgestaltung von Lizenzmodellen etc., ist für mich persönlich die sogenannte Process Experience der zentrale Faktor.

Kann die Lösung die Zufriedenheit der Prozessbeteiligten steigern? Entspricht sie deren Erwartungen? Entscheidend für den langfristigen Erfolg eines neuen Tools ist, dass es die Menschen bestmöglich unterstützt und von diesen akzeptiert wird. Nur so entsteht der nachhaltige BPM-Spirit. Ohne diesen, geht nichts.

DER PROZESSMANAGER: Die Begriffe “Innovation” und vor allem “Digitalisierung” sind in Ihrem Unternehmen sehr präsent.

Wie informieren Sie sich zu diesen Themen?

Prof. Dr. Marco Mevius: Die bamero AG zeichnet sich durch ihre Hochschul-DNA aus und steht durchgehend mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz und diverser nationalen und internationalen Universitäten in ständigem Austausch. Wissenschaftliche Erkenntnisse fließen bei uns in das operative Geschäft ein.

Ideen und Erfindungen werden an der Hochschule generiert. Der korrespondierende Business Case definiert sich in der betrieblichen Anwendung der bamero-Projekte. Unsere Motivation ist die Überführung wissenschaftlicher Visionen in reale Anwendungsprojekte – damit sorgen wir für Innovationen zu Gunsten unserer Kunden.

DER PROZESSMANAGER: Vielen Dank, Herr Dr. Mevius für Ihre Zeit! Wir hoffen, dass Sie durch Ihrer Methode noch vielen Unternehmen im Bereich Prozessmanagement helfen können!

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