Die digitale Barrierefreiheit ist ein wichtiger Bestandteil der inklusiven Unternehmensstrategie. Sie stellt sicher, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Einschränkungen, gleichberechtigten Zugang zu digitalen Inhalten und Dienstleistungen haben. Das umfasst sowohl Webseiten und Apps als auch digitale Dokumente und andere interaktive Angebote. Für Unternehmen ist die Barrierefreiheit jedoch nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch eine Möglichkeit, die Reichweite zu erweitern, das Nutzererlebnis zu verbessern und die Markenwahrnehmung zu stärken. 

Bedeutung der digitalen Barrierefreiheit

Menschen mit Seh-, Hör- oder motorischen Einschränkungen sowie solche mit kognitiven Beeinträchtigungen benötigen spezielle Anpassungen, um digitale Inhalte nutzen zu können. Eine barrierefreie digitale Infrastruktur ermöglicht es, dass diese Menschen ohne Hindernisse auf Webseiten, Apps und andere digitale Dienste zugreifen können.

Barrierefreiheit geht jedoch über die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen hinaus. Sie verbessert die Benutzererfahrung für alle Nutzer, insbesondere für ältere Menschen oder solche mit temporären Einschränkungen. Die Inklusion kann zu einer breiteren Zielgruppe führen und gleichzeitig die Compliance mit gesetzlichen Vorschriften wie der EU-Richtlinie 2016/2102 sicherstellen, die die Barrierelosigkeit öffentlicher Websites und mobilen Anwendungen vorschreibt.

Gesetzliche Anforderungen und Normen

In vielen Ländern gibt es bereits gesetzliche Vorgaben zur digitalen Barrierefreiheit, die vor allem für öffentliche Einrichtungen und Unternehmen, die mit öffentlichen Stellen zusammenarbeiten, von Bedeutung sind. In der EU regelt die Richtlinie 2016/2102 die Barrierefreiheit von Websites und mobilen Apps öffentlicher Stellen. In Deutschland wird diese Richtlinie durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) umgesetzt, welches am 28. Juni 2025 in Kraft tritt. Dieses Gesetz verpflichtet auch private Firmen zur Barrierefreiheit, die digitale Dienstleistungen für den öffentlichen Sektor anbieten.

Ein international anerkannter Standard sind die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die von der W3C Web Accessibility Initiative entwickelt wurden. Sie legen konkrete Anforderungen fest, wie Websites und Apps barrierefrei gestaltet werden müssen, beispielsweise durch Textalternativen für visuelle Inhalte oder die Möglichkeit, digitale Inhalte ohne Maus zu bedienen.

Grundprinzipien der digitalen Barrierefreiheit

Die digitale Barrierefreiheit lässt sich in verschiedene Prinzipien unterteilen, die als Grundlage für die Gestaltung von barrierefreien digitalen Inhalten dienen:

  1. Wahrnehmbarkeit: Alle Inhalte müssen so präsentiert werden, dass sie für die Nutzer wahrnehmbar sind. Das umfasst den Text, Bilder, Videos und Audioinhalte.
  2. Bedienbarkeit: Alle Benutzer müssen in der Lage sein, die Inhalte zu bedienen, unabhängig von der verwendeten Eingabemethode (z. B. Tastatur, Maus, Touchscreen oder Hilfsmittel wie Screenreader).
  3. Verständlichkeit: Die Inhalte müssen so strukturiert und präsentiert werden, dass sie für alle Nutzer leicht verständlich sind.
  4. Robustheit: Die Inhalte müssen mit verschiedenen Benutzeragenten und Hilfsmitteln kompatibel sein, sodass sie auch mit zukünftigen Technologien zugänglich bleiben.

Diese Prinzipien sollten die Grundlage jeder Strategie bilden und in die Unternehmensprozesse integriert werden.

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KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

Praktische Maßnahmen zur Umsetzung

Die Umsetzung dieser Zugänglichkeit erfordert konkrete Maßnahmen, die direkt in die digitale Infrastruktur und den Entwicklungsprozess integriert werden:

  • Webgestaltung und Navigation: Die Webseite sollte so strukturiert sein, dass sie auch ohne Maus vollständig bedienbar ist. Dazu gehört, dass alle interaktiven Elemente wie Formulare, Schaltflächen und Links mit der Tastatur erreichbar sind. Eine klare, logische Struktur mit Überschriften, Absätzen und Listen sorgt dafür, dass Screenreader die Inhalte korrekt vorlesen können.
  • Textalternativen für visuelle Inhalte: Jedes Bild und jede Grafik auf der Website muss mit einem präzisen Alt-Text versehen werden. Dieser Alt-Text beschreibt das Bild so, dass auch Menschen, die das Bild nicht sehen können, den Inhalt verstehen.
  • Kontraste und Schriftgrößen anpassen: Der Kontrast zwischen Text und Hintergrund sollte stark genug sein, um auch für Menschen mit Sehbehinderungen gut erkennbar zu sein. Außerdem sollte die Schriftgröße flexibel einstellbar sein, um sie an die Bedürfnisse der Nutzer anzupassen.
  • Multimediale Inhalte zugänglich machen: Videos und Audioinhalte sollten Untertitel und Transkripte enthalten. Das ermöglicht es hörgeschädigten Nutzern, die Inhalte zu verstehen. Zudem sollten Audiodeskriptionen verwendet werden, um visuelle Elemente für Nutzer mit Sehbehinderungen zu erklären.
  • Regelmäßige Tests durchführen: Um sicherzustellen, dass alle digitalen Angebote barrierefrei sind, sollten regelmäßige Tests durchgeführt werden. Automatisierte Tools wie WAVE oder axe überprüfen, ob die grundlegenden Anforderungen der WCAG erfüllt werden. Manuelle Tests durch echte Nutzer mit Behinderungen sind ebenfalls wichtig, um sicherzustellen, dass die Barrierefreiheit auch in der Praxis funktioniert.

Vorteile einer barrierefreien digitalen Infrastruktur

Zunächst einmal hilft die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, rechtlichen Problemen vorzubeugen. Viele Betriebe sehen die Umsetzung von Barrierefreiheit jedoch auch als Wettbewerbsvorteil. Sie sprechen eine breitere Zielgruppe an, einschließlich Menschen mit Behinderungen und älteren Nutzern. Darüber hinaus profitieren auch Nutzer ohne Einschränkungen von einer benutzerfreundlicheren Gestaltung.

Eine barrierefreie Website oder App führt zu einer besseren Nutzererfahrung und zu einer höheren Kundenzufriedenheit und -bindung. Unternehmen positionieren sich zudem als sozial verantwortliche Marken, was das Vertrauen und die Markenwahrnehmung stärkt.

Grundlegende Schritte im Unternehmen

Um digitale Barrierefreiheit erfolgreich umzusetzen, sollten folgende grundlegende Schritte beachtet werden:

  • Integrieren Sie Barrierefreiheit in die Planungsphase: Stellen Sie sicher, dass die Zugänglichkeit von Anfang an in den Entwicklungsprozess eingebaut wird.
  • Schulung von Mitarbeitern: Schulungen für Designer, Entwickler und Content-Manager sind entscheidend, um die Anforderungen der Barrierefreiheit zu verstehen und korrekt umzusetzen.
  • Nutzerfeedback einholen: Holen Sie regelmäßig Feedback von Menschen mit Behinderungen ein, um die Nutzerfreundlichkeit kontinuierlich zu verbessern.
  • Automatisierte und manuelle Tests durchführen: Verwenden Sie sowohl automatisierte Tests als auch manuelle Prüfungen durch Nutzer, um sicherzustellen, dass alle Barrieren entfernt sind.
  • Dokumentation und Reporting: Halten Sie den Fortschritt und die Ergebnisse in einem klaren Bericht fest, um Verbesserungen nachzuverfolgen und nachzuweisen, dass die Anforderungen erfüllt werden.