Die Digitalisierung stellt die öffentliche Verwaltung in Deutschland vor enorme Herausforderungen: Es können nicht nur interne Prozesse automatisiert und Behördengänge über digitale Kanäle abgewickelt werden. Auch neue Formen der Bürgerbeteiligung, Datenschutz und Cyber Security oder agile Organisationsarten sind Themen, die Behörden in Bund, Ländern und Kommunen beschäftigen. Die Digitalisierung betrifft die öffentliche Verwaltung in zweifacher Hinsicht: Einerseits fördert die Politik die Digitalisierung in Deutschland insgesamt. Daher muss die Verwaltung die Umsetzung entsprechender Gesetze begleiten und Förderprogramme umsetzen. Andererseits digitalisiert sich die öffentliche Verwaltung selbst. Die Arbeit in den Behörden verändert sich. Um den Wandel zu bewältigen, brauchen die Mitarbeitenden sogenannte Future Skills.

Zu den Future Skills zählen zum einen fachliche technologische Fähigkeiten etwa im Bereich komplexe Datenanalyse, die einzelne Spezialisten benötigen. Zum anderen gehören dazu überfachliche Fähigkeiten wie agiles Arbeiten oder Kreativität; sie werden immer wichtiger und sollten von einem Großteil der Mitarbeiter beherrscht werden.

Nachfolgend ergeben sich drei Maßnahmen, um in der öffentlichen Verwaltung gewappnet zu sein:

Maßnahme 1: Future Skills in Ausbildung verankern

Um Mitarbeiter in Behörden und Ämter für künftige Aufgaben zu rüsten, gilt es, Future Skills stärker in der Ausbildung des eigenen Nachwuchses zu verankern. Verwaltungshochschulen bieten eine geeignete Plattform, um sowohl fachliche als auch überfachliche Fähigkeiten zu vermitteln. Denkbar sind neue Studiengänge genauso wie neue Module bei bestehenden Studiengängen. Ein Schwerpunkt sollte angesichts des großen Bedarfs auf der Datenanalyse liegen. Anwendungsorientierte Kurse wie “Datenanalyse mit SPSS” der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer können als Vorbild dienen.

Maßnahme 2: Technologische Fähigkeiten weiterentwickeln

Bereits Berufstätige müssen ihre technologischen Fähigkeiten weiterentwickeln – der Bedarf ist so groß, dass er sich nicht allein durch Nachwuchskräfte abdecken lässt. Infrage kommen viele Angebotsmodelle wie berufsbegleitende Teilzeitstudiengänge oder Einzelmodule an Hochschulen. Mitarbeiter, die bereits über solides Grundlagenwissen verfügen, können sich auf diese Weise zu Spezialisten auf zukunftsträchtigen Feldern entwickeln. Der Arbeitgeber weist auf passende Angebote hin und gewährt eine teilweise Freistellung oder finanzielle Förderung. Einige deutsche Großkonzerne bieten in Kooperation mit Hochschulen ausgewählten Mitarbeitenden bereits Weiterbildungsstudiengänge an – ein attraktives Modell auch für den öffentlichen Sektor.

Maßnahme 3: Beschäftigten überfachliche Fähigkeiten vermitteln

Der große Bedarf kann nur durch kontinuierliche Weiterbildung mit “Learning-on-the-Job” gedeckt werden. Denkbar wäre es etwa, Mitarbeiter zu verpflichten, jedes Jahr eine Weiterbildungsmaßnahme zu Future Skills zu besuchen. Alternativ könnten Beschäftigte pro Jahr jeweils ein Weiterbildungsbudget z. B. in Höhe von 500 Euro erhalten, das sie für zertifizierte Weiterbildungsangebote im Kontext der Future Skills nutzen. Natürlich muss sichergestellt sein, dass überhaupt genügend Weiterbildungsangebote zur Verfügung stehen. Ein mögliches Vorbild ist das Programm “Digital Leadership” der Führungsakademie Baden-Württemberg, das sich an Mitarbeiter der Kommunal- und Landesverwaltung in Baden-Württemberg richtet. Es vermittelt über unterschiedliche Formate vielfältige Digitalisierungskompetenzen.

Für die öffentliche Verwaltung gilt es jetzt, alle Möglichkeiten zu nutzen, sowohl technologische als auch überfachliche Fähigkeiten konsequent auszubauen. Nur so kann sie auch künftig ihrem Leistungsauftrag gerecht werden und die Chancen der Digitalisierung für sich und Deutschland insgesamt nutzen.