Betrachtet man jedoch den Microservices-Ansatz genauer, lässt dieser keine zentrale Prozesssteuerung zu. Es stellt sich die Frage, ob das Prozessmanagement mit der IT-Struktur der Zukunft zurechtkommt oder es eine Änderung erfahren muss.

Microservices – was ist das?

Bereits vor einem Jahrzehnt wurde die Enterprise SOA beschrieben. SOA gibt Unternehmen die Lösung für schlecht wartbare IT-Strukturen. Primär steht als Aufgabengebiet die Einführung von Strukturen im Vordergrund. Durch die Optimierung der IT sollen mehrfache Problemlösungen minimiert werden und jedes Problem unternehmensweit einmalig gelöst werden. Es geht dementsprechend um die Wiederverwertbarkeit von Lösungswegen. Somit wird eine zentrale unternehmensweite Standardlösung vorgegeben.

Im Gegensatz dazu steht der Microservices-Ansatz. Dieser Ansatz basiert auf dem Conway-Gesetz und unterstützt die Organisation des Unternehmens inkl. IT anhand der fachlichen Domänen. Dies soll ein schnelleres Handeln ermöglichen und zu schnelleren Entscheidungen führen. Die IT-Systeme sollen sich nach den realen Kommunikationsstrukturen des Unternehmens organisieren.

Horizontale Struktur statt vertikale Hierarchie

Während die SOA noch vertikal organisiert ist, liegt die Stärke des Microservice-Ansatzes in der horizontalen Positionierung. Mit der Orientierung an fachlichen Domänen werden Agile Teams unterstützt die abteilungsübergreifend arbeiten. Es bedarf dieser Tage keiner zentralen Planung und Steuerung mehr. Unternehmensziele werden auf die fachlichen Ebenen heruntergebrochen und genau hier bearbeitet – und genau das haben erfolgreiche Unternehmen bereits erkannt. Microservices bedeutet also auch von den Erfahrungen der Mitarbeiter zu lernen und mehr Agilität zuzulassen.

Prozessmanagement orientiert an Conway – Reverse BPM (rBPM)

Nun ist es ein offenes Geheimnis, dass die Stärke von Prozessmanagement die zentrale Planung und Steuerung der Unternehmensabläufe ist. Was passiert also damit, wenn die Zentralität wegfällt? Orientiert man BPM nun am Conway-Gesetz, bedeutet dies, dass zentrale Steuerungselemente wegfallen. Das Prozessmanagement kann als Unterstützung verstanden werden, wenn die Transparenz unter der Komplexität leidet. Prozessmanagement soll dementsprechend die Prozesse sichtbar machen und die Verbesserungsmöglichkeiten anhand der Unternehemnsziele aufzeigen.

Mit rBPM wird versuch die beschriebenen Eigenschaften des Microservice-Ansatzes umzusetzen. rBPM hat dieselben Ziele, wie das klassiche Prozessmanagement auch. Unternehmensprozesse werden analysiert, erfasst, gesteuert, überwacht und optimiert. Allerdings gibt es einen Unterschied in der Prozesssteuerung. Abläufe werden mit Hilfe von Operational Intelligence (OI) (re-)konstruiert.

OI verschafft die nötige Prozesstransparenz in dem die verarbeiteten Daten gesammelt und als Information interpretiert werden. OI ermöglicht Informationsgewinnung und das fast in Echtzeit. Die gesammelten Informationen sollen nicht einmalig, sondern dauerhaft für jeden Prozess gesammelt und ausgewertet werden. Zusätzlich soll rBPM komplette Prozessabläufe in BPMN abbilden. Eine teilautomatisierte Prozessanalyse und –erfassung ist somit möglich.

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